Paltul Rinpoche wurde als drittes von vier Kindern im Jahr der Holz-Schlange am achten Tag des ersten tibetischen
Monats in der Nangchen Par-Kar Region der der Provinz Kham (Osttibet) geboren (nach westlicher Zeitrechnung im Jahr
1963). Seine Eltern waren einfache Nomaden des tibetischen Hochlandes und so verlebte er die ersten Jahre seines
Lebens wie ein typischer Junge des tibetischen Hochlandes. Er zeigte jedoch schon sehr früh ein ausgeprägtes Interesse
an der buddhistischen Lehre und insbesondere für die Medizin.
Den Traditionen seiner Kultur folgend, trat mit knapp zwanzig Jahren in das örtliche Palkey Lachen Kloster ein,
einem Kloster der Sakyapa Schule (einer der vier Hauptlinien des tibetischen Buddhismus). Schon kurz nach seiner
Ordination als Mönch brach er zu einer Pilgerreise auf. Während dieser Reise, führte ihn einer seiner Reisebegleiter
"zufällig" zum berühmten Palpung Retreat Zentrum, gegründet von S.H. Jamgon Kongtrul Lodro Thaye Rinpoche, einem der
Großmeister im Tibet des 19. Jahrhunderts. Dort empfangen, traf Rinpoche auf den Ehrwürdigen Yonten Phuntsok, einen
alten und berühmten tibetischen Arzt, der seinerseits Schüler von Jamgon Kongtrul Lodro Thaye Rinpoche war, und der
eine ununterbrochene Traditionslinie in tibetischer Medizin und Heilkunde aufrecht erhält. Ven. Yonten Phuntsok nahm
Paltul als seinen persönlichen Schüler an, und aus der geplanten Pilgerreise wurde eine fünfjährige Lehrzeit. Mit
außergewöhnlichem Talent meisterte er die alte Kunst der tibetischen Medizin einschließlich aller ihrer fünf Tantras
gründlich und umfassend. Nach weiteren Jahren als "Arzt im Praktikum" und als Assistent von Ven. Yonten Phuntsok kehrte Rinpoche schließlich zurück in sein Heimatdorf, heiratete und ließ sich häuslich nieder.
Währenddessen begab es sich, dass die Mönche der Pal Demo Tashi Chöling Klosters die Reinkarnation des vierten Pora
Tulku Rinpoches suchten, um in ihrem Kloster wieder das rechtmäßige Oberhaupt zu installieren. Schließlich fragten
sie den 12. Tai Situ Rinpoche, wo sich der fünfte Pora Tulku aufhalte. Tai Situ Rinpoche teilte den Suchenden den
genauen Aufenthaltsort mit, sodass Rinpoches Heimatdorf für ihn völlig unerwartet von einer Gesandtschaft des 12.
Tai Situ Rinpoche besucht wurde, die ihn gemäß der Prophezeiung als die Reinkarnation des Pora Tulku Rinpoche
anerkannten. Alle vier vorangegangenen Pora Rinpoches waren in ganz Tibet als Meditationslehrer und Ärzte bekannt.
Auch der vierte Pora Rinpoche hatte unter Jamgon Kongtrul Lodro Thaye Rinpoche am Palpung Retreat Zentrum studiert
und war zudem einer von dessen engsten Schülern. Nach dem Abschluss seiner Lehrzeit war der vierte Pora Tulku von
seinem Meister zurück in seine Heimatregion geschickt worden, wo er zwei Retreat-Zentren aufbaute und den Rest
seines Lebens Einheimische und Fremde aus ganz Tibet unterrichtete und heilte. So wurde Rinpoche schließlich als
fünfter Pora Tulku Rinpoche im Pal Demo Tashi Chöling Kloster inauguriert und erhielt vom S.H. dem 17. Gyalwa Karmapa
Orgyen Trinley Dorje den neuen Namen Paltul Rinpoche.
Nachdem Rinpoche beschlossen hatte, eine Dreijahresklausur zu beginnen und alle Klausurplätze in Tsurphu belegt
waren, brach der mit seiner Frau Tashi zur gefährlichen und abenteuerlichen Flucht nach Nepal auf, wo er das
Retreat schließlich in Pullahari absolvierte. Auch seine Frau Tashi belegte während dieser Zeit ebenfalls ein fast
zweijähriges Retreat.
Rinpoche erhielt viele tiefgründige Belehrungen, Übertragungen und Ermächtigungen von so weltberühmten tibetischen
Meistern wie S.H. 17. Karmapa, S.H. Sakya Trizin, S.H. Tai Situ Rinpoche, S.E. Thrangu Rinpoche, S.H. Jamyang Kongtrul
Rinpoche, Bukar Rinpoche, S.H. Khenpo Tsultrim Gyatso Rinpoche und anderen. Paltul Rinpoche führt eine ununterbrochene
Übertragungslinie in Tibetischer Medizin fort. Sein Status und seine Kompetenzen sind sowohl vom S.H. 12. Tai Situ
Rinpoche als auch vom S.H. 17. Gyalwa Karmapa Urgyen Trinley Dorje urkundlich beglaubigt, was nach westlichen Maßstäben ungefähr dem Rang eines Professors entspricht.
Seit 1999 lebt Paltul Rinpoche mit seiner Familie in New York und arbeitet dort als Arzt und buddhistischer Lehrer.
Zudem engagiert er sich u.a. für die medizinische und wirtschaftliche Entwicklung seiner Heimatregion. Neben seinen
Aktivitäten in den USA, reist er immer wieder durch verschiedene Länder der östlichen und westlichen Hemisphäre wie
Deutschland, China, Taiwan und Malaysia. Die Mittel, die er durch seine ärztlichen Tätigkeiten und seine buddhistischen Unterweisungen einnimmt, fließen fast ausschließlich in den Aufbau seines während der chinesischen Invasion Tibets
zerstörten Klosters Pal Demo Tashi Chöling. Auch ein weiteres Krankenhaus nebst einem Medizin-Buddha Tempel wurde von
ihm mit Hilfe von chinesischen Förderern in Shanghai initiiert und befindet sich momentan im Bau.
In Hamburg wurde 2003 unter seiner Schirmherrschaft der "Förderverein für tibetische Heilkunst, Hamburg e.V., Karma
Woesel Doe-joe Ling (sprich: Karma Ößel Dödschö Ling) gegründet, der Rinpoches Besuche in Deutschland organisiert
und zu Veranstaltungen und persönlichen Unterweisungen einlädt.